1.11 Beachtung der fahrzeugbezogenen Vorschriften
1.11 Beachtung der fahrzeugbezogenen Vorschriften
Ziel: Du stellst sicher, dass dein Fahrzeug (Traktor, Anhänger, selbstfahrende Arbeitsmaschine) die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt und du alle nötigen Unterlagen mitführst.
Rechtsgrundlagen (Auszug): StVO (u. a. § 22 Ladung, § 23 Verantwortung), StVZO (Bau- und Betriebsvorschriften), FZV (Zulassung/Kennzeichen), FeV (Fahrerlaubnisklassen), DGUV/UVV (Sicherheit/Arbeitsschutz).
Merke: Entscheidend ist immer die strengste Begrenzung aus Fahrzeugpapieren, Kupplung/Anhänger und Herstellerangaben.
1) Unterlagen und Zulassung
- Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) dabei: Daten zu bbH, Achslasten, Anhängelast, Reifen.
- Betriebserlaubnis/ABE/COC für Fahrzeug, Anhänger und Anbaugeräte (wenn erforderlich).
- Kennzeichen/Versicherung/Steuer geklärt; Ausnahmegenehmigungen (z. B. für Abmessungen) mitführen.
- Prüffristen (HU/UVV/Arbeitsmittel) im Blick; Prüfplaketten/Protokolle aktuell.
2) Technische Mindestanforderungen (Straßenbetrieb)
- Bremsen: Betriebs- und Feststellbremse wirksam; bei Anhängern passende Bremsart (ungebremst/ Auflauf/ hydraulisch/ pneumatisch). Dichtheit prüfen, Rollbremsprobe durchführen. ALB (Lastabhängige Bremse) leichtgängig.
- Lenkung/Fahrwerk: Kein übermäßiges Spiel; Achsen, Federn, Lager, Deichsel/Zuggabel riss- und spielfrei.
- Reifen/Räder: Profil, Zustand, Last-/Geschwindigkeitsindex passend; Reifendruck nach Vorgabe; Radmuttern gesichert.
- Kupplungen: Typ passend (Zugmaul/K80/Bolzen/Piton), Verriegelung sichtbar geschlossen; D-/Dc‑Wert und zul. Stützlast eingehalten; Verschleiß an Ring/Öse im Rahmen.
- Beleuchtung/Elektrik: Alle Leuchten/Reflektoren funktionsfähig; Stecker (7/13‑polig) fest; Kabel mit Freigang bei Volleinschlag. Bei breiten Fahrzeugen Umriss-/Begrenzungsleuchten beachten.
- Sicht: Spiegel/Kameras so einstellen, dass die Fahrzeug- und Anbaugerätebreite abgedeckt ist.
3) Abmessungen, Massen, Ladung
- Abmessungen/Massen: Werte aus Papieren und ggf. Genehmigungen einhalten (Breite, Höhe, Länge, Achs-/Stützlasten).
- Ladungssicherung: § 22 StVO: form-/kraftschlüssig sichern (Zurrpunkte, Gurte, Netze, Ketten); Ladung darf niemanden gefährden oder herunterfallen.
- Überstände/Fahrzeugteile: Vorne/seitlich/hinten korrekt kennzeichnen; bei Nacht/Dämmerung zusätzlich beleuchten/kennzeichnen – Herstellervorgaben und StVO beachten.
- Anbaugeräte: Ragen Geräte (Frontlader, Mähwerk, Schneidwerk) in Verkehrsraum, sind Schutz, Sicherung und Kennzeichnung gemäß Vorschrift nötig; Transportwagen nutzen, wenn vorgeschrieben.
4) Kennzeichnung und Geschwindigkeit
- Geschwindigkeitsschild (z. B. 25/40/60) hinten gut sichtbar anbringen – maßgeblich ist die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit bzw. der kleinste zulässige Wert im Zug.
- Rundumkennleuchte (gelb): Nur bei besonderer Gefährdung oder wenn vorgeschrieben einsetzen – nicht als „Überholfreigabe“.
- Reflektoren/Warneinrichtungen: rot hinten, weiß vorne, orange seitlich; bei breiten/langen Zügen zusätzliche Markierungen beachten.
5) Besonderheiten je Fahrzeugart
- Traktor + Anhänger: Kuppeln nur mit passendem System; Stützlast (S) einhalten; Leitungen (Hydraulik/Luft/Elektrik) spannungsfrei verlegt; Unterlegkeile am Anhänger vorhanden.
- Selbstfahrende Arbeitsmaschine (SAM): Anhängerbetrieb nur, wenn Herstellerfreigabe vorhanden; Kupplungshöhe/Deichsel nahezu waagrecht (wichtig bei Auflaufbremsen); Sicht durch Vorsatzgeräte beachten.
- Arbeits- vs. Transportfahrt: Auf der Straße gelten immer die Verkehrsvorschriften; Arbeitsfunktionen (z. B. Schaufel hoch, Messer abgesenkt) sind so zu sichern, dass keine Gefahr entsteht.
6) Mitzuführen (Ausrüstung)
- Warnweste, Warndreieck, Verbandkasten (entsprechende Norm), ggf. Feuerlöscher je Einsatzzweck.
- Unterlegkeile (bei Anhängern), Radkeile im Betrieb griffbereit.
- Bedien- und Prüfanweisungen (Hersteller), nötige Ausnahmegenehmigungen.
7) 90‑Sekunden‑Check vor der Abfahrt
- [ ] Papiere/Schilder: ZB I, Geschwindigkeitsschild, Kennzeichen sauber/beleuchtet.
- [ ] Rundgang: Reifen i. O., Radmuttern, keine Leckagen, keine Risse an Deichsel/Kupplung.
- [ ] Beleuchtung: Blinker, Brems‑/Schluss‑, Kennzeichen‑ und ggf. Umrissleuchten funktionieren.
- [ ] Kupplung/Leitungen: Verriegelt, Abreißsicherung (falls Auflauf) korrekt; Hydraulik/Luft/Elektrik dicht und mit Freigang.
- [ ] Ladung/Anbaugerät: Sicher verzurrt, Überstände gekennzeichnet; Stützlast im Soll.
- [ ] Bremsprobe: Stand- und Rollbremsprobe (10–15 km/h) auf freier Fläche.
8) Praxis‑Drill (3–5 Min.)
- Papierscan: bbH, Achs-/Stützlast, zul. Anhängelast, Kupplungstyp notieren.
- Rundgang nach Checkliste durchführen (Zeit stoppen).
- Rollbremsprobe mit leerem und beladenem Anhänger vergleichen (ALB‑Wirkung beobachten).
Kleine Übungsfragen
- Welche drei Dokumente musst du vor Fahrtantritt prüfen und warum?
- Was bedeutet „strengste Komponente“ beim Geschwindigkeitsschild in einem Zug?
- Wie kennzeichnest du einen hinten überstehenden Anbau/Last korrekt bei Dunkelheit?
- Woran erkennst du eine verschlissene Zugöse oder ein beschädigtes Zugmaul?
Notiz für Joachim Eling (Unterricht)
- Station „Vorschriften‑Check“: Ein Fahrzeug und ein Anhänger mit versteckten Mängeln (z. B. lose Radmutter, falscher Stecker, fehlendes Geschwindigkeitsschild) – SuS finden und begründen lassen.
- Handout: 90‑Sekunden‑Check als DIN‑A5 für die Kabine (Fahrschule Eling‑Branding).
- Praxis: Zwei identische Züge, einmal mit korrekter, einmal mit fehlerhafter Kennzeichnung – Unterschiede im Straßenbild diskutieren.
Hinweis: Konkrete Grenz- und Prüffristen können je nach Fahrzeugtyp und Genehmigung abweichen. Im Zweifel in die Fahrzeugpapiere, das Herstellerhandbuch und die örtlichen Genehmigungen sehen.