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2.1.1 Betriebsbremse, hydraulische Bremse


1) Aufbau & Begriffe

  • Pedal (Betriebsbremse): Beim Traktor oft geteilt (linkes/rechtes Pedal) für enge Wendungen auf dem Feld. Auf der Straße: Pedale koppeln!
  • Hauptbremszylinder (HBZ): Wandelt Pedaldruck in hydraulischen Druck um.
  • Bremskraftverstärker: Unterdruck-/Hydraulik‑Verstärkung → weniger Pedalkraft nötig.
  • Zweikreis‑System: Zwei unabhängige Kreise (z. B. diagonal oder achsweise) für Sicherheit bei Ausfall eines Kreises.
  • Leitungen/Schläuche: Stahlleitungen und flexible Bremsschläuche leiten den Druck zu den Rädern.
  • Radbremsen: Scheibenbremsen, Trommelbremsen oder bei Traktoren häufig Nasslamellenbremsen in den Achsen.
  • Ausgleichsbehälter: Enthält Bremsflüssigkeit (hygroskopisch – zieht Wasser), Füllstand MIN/MAX.
  • ABS (falls vorhanden): Verhindert Blockieren, Fahrzeug bleibt lenkbar.
  • Abgrenzung: Feststellbremse = Fahrzeug im Stand sichern (separates System). Hydraulische Anhängerbremse kommt in 2.1.3 gesondert.

2) Bedienung & Fahrtechnik

  1. Vor Fahrtbeginn: Pedalweg prüfen (fest, nicht schwammig), Warnlampen aus, Bremsflüssigkeitsstand zwischen MIN/MAX.
  2. Normale Bremsung: Druck gleichmäßig aufbauen; Kupplung erst kurz vor Stillstand, damit die Motorbremse mithilft.
  3. Gefahrbremsung: Bremse voll, Kupplung zügig dazu; mit ABS: Pedal halten und lenken.
  4. Bergab: Früher, kleiner Gang + Motor-/Getriebebremse einsetzen; keine Dauer‑Schleichbremsung (Fading‑Gefahr).
  5. Mit Anhänger/Zug: Gerade halten, Abstand vergrößern, Tempo früh senken. Bremsprobe durchführen (s. u.).
  6. Traktor‑Spezial: Straßenfahrt nur mit gekoppelten Pedalen; getrennt nur für langsame Feldmanöver auf abgesperrtem Gelände.

3) Typische Störungen – erkennen & reagieren

  • Schwammiges Pedal / langer Weg: Luft im System oder Flüssigkeit überhitzt → anhalten, abkühlen lassen; Werkstatt/Entlüften.
  • Pedal sinkt langsam durch: Dichtungs-/Leckproblem → sofort stoppen, Pannenhilfe.
  • Schiefziehen beim Bremsen: Ungleiche Bremswirkung (Beläge, Leitungen, Luftdruck) → vorsichtig, prüfen lassen.
  • Fading (nach langer Bergabfahrt): Wirkung lässt nach, Geruch → Pause, kleinerer Gang, Zusatzbremsen nutzen.
  • Warnleuchte (BRAKE/ABS): Funktion eingeschränkt → defensiv fahren, prüfen lassen; ABS‑Störung: Bremsen möglich, aber ohne ABS‑Hilfe.

4) Pflege/Wartung – was du prüfen solltest

  • Bremsflüssigkeit: Richtige Sorte nach Hersteller (z. B. DOT‑Klasse) verwenden, nicht mischen; regelmäßig wechseln (Herstellerintervall), da hygroskopisch → Siedepunkt sinkt.
  • Dichtheit: Keine feuchten Stellen an HBZ, Radbremsen, Leitungen/Anschlüssen.
  • Schläuche/Leitungen: Risse, Aufquellen, Scheuerstellen → tauschen; Korrosion an Leitungen im Blick behalten.
  • Pedalspiel/Kopplung: Freigängigkeit, Rückstellung, Straßenfahrt nur mit gekoppelten Pedalen.
  • Nach Arbeiten am System: Immer fachgerecht entlüften und Bremsprobe machen.

5) Bremsprobe mit Zugfahrzeug (hydraulische Betriebsbremse)

  • Standprobe: Auf leichtem Gefälle halten; Pedal fest? Fahrzeug rollt nicht?
  • Rollprobe (10–15 km/h): Kräftig bremsen → Fahrzeug/Zug bleibt spurtreu, kein Ausbrechen/Schlingern.
  • Nach kurzer Bergabfahrt: Erneut prüfen (Wirkung/Fading), ggf. Abkühlpause.

Prüfungskern (Merksatz)

„Ich fahre mit gekoppelten Pedalen auf der Straße, prüfe Pedal, Bremsflüssigkeit und Warnlampen, bremse früh und dosiert und nutze bergab die Motorbremse. In Gefahr: voll bremsen, Kupplung zügig, lenken.“

Praxis‑Drill „Hydraulik‑Betriebsbremse“ (3–5 Min.)
  1. Flüssigkeitsstand checken, Pedalgefühl testen, Straßenfahrt: Pedale koppeln.
  2. Standprobe am leichten Hang; anschließend Rollprobe 10–15 km/h.
  3. Bergab‑Plan: kleiner Gang, Motor-/Getriebebremse; keine Dauerbremsung.
  4. Nach Probe: Sichtkontrolle auf Leckspuren/Überhitzungsgeruch.
  • [ ] Pedal fest, Weg normal
  • [ ] Bremsflüssigkeit i. O.
  • [ ] Pedale gekoppelt (Straße)
  • [ ] Stand‑/Rollprobe bestanden
  • [ ] Bergab‑Strategie festgelegt

Sinnvolle Medien zum Einbau

  • Poster/Fotokarten: Schema Hydraulikbremse (HBZ, Leitungen, Radbremsen), Pedal‑Kopplung Traktor.
  • Kurzvideos (30–60 s): Gefahrbremsung mit ABS, richtige Kupplungsbetätigung bei Normalbremsung.
  • Hof‑Demo: Bremsflüssigkeit alt vs. neu (Siedepunkt), Pedal getrennt/gekoppelt vergleichen (nur Gelände!).
  • Checkliste/QR: „Brems‑Check Hydraulik“ fürs Handschuhfach (Fahrschule Eling).

Kleine Übungsfragen

  • Warum müssen beim Traktor die getrennten Bremspedale auf der Straße gekoppelt sein?
  • Woran merkst du, dass sich Luft im System befindet – und wie reagierst du?
  • Warum wird alte Bremsflüssigkeit gefährlich, besonders bei Bergabfahrten?
  • Wie erkennst du Fading und was ist deine sichere Reaktion?
  • Welche Schritte gehören zur Rollprobe (10–15 km/h) mit dem Zugfahrzeug?

Hinweis: Rechtsgrundlagen u. a. StVZO § 41 (Bremsanlagen). Die hydraulische Anhängerbremse (Einleiter) und andere Bremssysteme behandeln wir in den nächsten Unterkapiteln 2.1.x.