4.3 in Steigungen und Gefällen
1) Physik am Berg – was passiert?
- Hangabtriebskraft zieht bergab, Traktion muss bergauf überwunden werden.
Merke: Bergab schrumpft deine „Grip‑Reserve“ fürs Lenken/Bremsen, bergauf steigt der Schlupfbedarf beim Anfahren. - Normalkraft ↓ am Berg → weniger nutzbarer Kraftschluss je Achse; die Lastverteilung verschiebt sich (bergauf: nach hinten, bergab: nach vorn).
- Bremsfading: Dauerbremsen überhitzt Bremsen → Wirkung lässt nach. Punktuell, kräftig und kurz bremsen ist besser als dauerhaft leicht.
2) Technik bergab – sicher und materialschonend
- Vor dem Gefälle
- Schauen (Weitblick, Gegenverkehr, Ausweichräume), schalten (frühzeitig niedrigen Gang wählen), absichern (Abstand vergrößern).
- Motorbremse nutzen: bei Schaltgetriebe niedriger Gang; bei CVT/Lastschaltgetriebe „Hold“/„Engine Brake“/Zapfwelle nicht missbrauchen.
- Allrad bei geringer Geschwindigkeit und schlechter Haftung vor dem Gefälle zuschalten; Diff‑Sperren nur bei gerader Fahrt nutzen, vor Kurven lösen.
- Im Gefälle
- Tempo mit Motorbremse halten; Servicebremse nur kurz und kräftig dosieren (Intervall), um Überhitzung zu vermeiden.
- Nie mit getretener Kupplung rollen lassen (Freilauf = keine Motorbremse, Gefahr des „Davonlaufens“).
- Blickführung weit, Lenkimpulse ruhig; keine Lastwechsel in Kurven.
- Nach dem Gefälle
- Bremsen nicht „riechen“ lassen – ggf. kurze Abkühlpause.
- Allrad, Sperren wieder aus – außer es bleibt rutschig/abseits der Straße.
3) Technik bergauf – kraftvoll ohne Durchdrehen
- Vor der Steigung
- Gang so wählen, dass du ohne Nachschalten hochkommst; Schwung nutzen, aber angepasst.
- Reifendruck/Traktion prüfen; Allrad ggf. vorher zu, Sperren nur bei Geradeausfahrt.
- Im Anstieg
- Konstant Gas; keine hektischen Schaltvorgänge. Bei CVT: Zugkraftregelung „stabil“.
- Wenn Räder durchdrehen: Gas minimal zurück, notfalls kurz anhalten und neu anfahren.
- Berganfahren (mit Anhänger)
- Fußbremse halten, Zug aufbauen (Kupplung bis Schleifpunkt), dann Bremse lösen und sauber einkuppeln.
- Mit Handbremse/Anfahrhilfe („Hill‑Hold“) arbeiten, wenn vorhanden. Kein langes Kupplungsschleifen → Überhitzung!
4) Besonderheiten mit Anhänger
- Schub bergab: Anhänger darf den Traktor nicht „anschieben“. Vor Abfahrt Bremsprobe (Hydraulik-/Druckluftbremse, ALB) – Bremse muss gleichzeitig und kräftig greifen.
- Stützlast/Lastverteilung korrekt wählen (siehe 4.2): zu wenig → Pendeln, zu viel → Lenkfähigkeit leidet.
- Teilfüllungen (Gülle/Wasser): Schwall verstärkt das „Nachschieben“. Noch früher runterbremsen, sehr weich lenken.
- Unterlegkeile mitführen und beim Halten/Parken am Berg anlegen; Fahrzeug gegen Wegrollen sichern (Parkbremse, Gang einlegen/„P“).
5) Winter, Nässe, Feldwege
- Nass/Laub/Schlamm: Die Bodenhaftung fällt stark → Tempo weiter reduzieren, Lenken oder Bremsen – nicht beides hart zugleich.
- Schnee/Eis: Ketten rechtzeitig montieren, sanfte Befehle, größere Abstände.
- Schotter/Erde: Rinnen quer zum Hang vermeiden; mit Anhänger möglichst gerade talwärts anhalten/anfahren.
6) Häufige Fehler – und bessere Lösungen
- Dauerbremsen bergab → Fading. Besser: niedriger Gang + kurze, kräftige Bremsimpulse.
- Mit getretener Kupplung rollen → keine Motorbremse. Besser: Kupplung oben lassen, Gang drin.
- Sperren in der Kurve → Verspannen, Unter-/Übersteuern. Besser: nur geradeaus, vor Kurven lösen.
- Zu spätes Runterschalten im Anstieg → Leistungsloch. Besser: früh schalten, Drehmomentwelle nutzen.
Prüfungskern (Merksatz)
„Vor dem Berg entscheiden: Gang wählen, Tempo runter, Blick weit. Bergab trägt die Motorbremse, ich bremse nur kurz und kräftig. Bergauf ohne Hektik, sauber anfahren. Anhänger bremst mit – Fahrzeuge am Berg immer sicher gegen Wegrollen sichern.“
Kleine Übungsfragen
- Warum ist Dauerbremsen bergab gefährlich und wie vermeidest du es?
- Wie bereitest du dich vor einer langen Gefällestrecke mit Anhänger vor?
- Erkläre den Unterschied im Fahrverhalten bei voller vs. teilgefüllter Tonne bergab.
- Welche Schritte gehören zum sicheren Berganfahren mit Anhänger?
- Wann schaltest du Allrad/Differentialsperren ein – und wann wieder aus?