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3.2.3 mit Ladung land- und forstwirtschaftlicher Güter



1) Typische Ladungen & besondere Risiken

  • Heu/Stroh (Rund-/Quaderballen): hoher Schwerpunkt, große Stirnfläche → Seitenwindempfindlichkeit, Kipp-/Schlinger­gefahr.
  • Schüttgut (Getreide, Silage, Rüben): Roll-/Rutschneigung, Schwerpunkt wandert in Kurven/Bremsung; Verlustteile können zur Gefahr für Nachfolgende werden.
  • Langholz/Weichholz: Durchrutschen möglich → Pfosten/Steckrungen, Direktzurren, Niederzurren kombiniert.
  • Frontlader‑Transport: Auf der Straße nur in Transportstellung (tief, verriegelt) und ohne Sichtbehinderung.

2) Fahrbahnbenutzung – Schritt für Schritt

  1. Spurwahl: Rechts fahren, aber mit Sicherheitsabstand zum unbefestigten Rand (Bankett) wegen Kippgefahr. Keine Geh-/Radwege benutzen.
  2. Breite realistisch einschätzen: Bei breiter Ladung mittig in deiner Spur bleiben, nicht „Schlangenlinien“, lieber langsamer und vorbeilassen, wenn sich Kolonnen bilden.
  3. Begegnungen/Engstellen: Frühzeitig Tempo reduzieren, ggf. anhalten und in Buchten/Hofeinfahrten warten. Spiegelarbeit: außen ausschwenkende Ladungsteile im Blick.
  4. Kurven/Kreisverkehr: Vor der Kurve stark Tempo raus, gleichmäßig lenken. Bei Ballen/Schüttgut weiter ausholen (Innenradius/Schleppkurve beachten).
  5. Querwind/Brücken/Waldkanten: Geschwindigkeit deutlich senken, Lenken ruhig, nicht ruckartig korrigieren.
  6. Innerorts rechts abbiegen (zGM > 3,5 t): Schrittgeschwindigkeit, bremsbereit, querenden Rad‑/Fußverkehr durchlassen.

3) Maße, Überstand, Kennzeichnung – kurz & klar

  • Breite: Ohne Ausnahmegenehmigung darf die Gesamtbreite (Fahrzeug + Ladung) in der Regel 2,55 m nicht überschreiten. Breitere Transporte nur mit Genehmigung/auflagen.
  • Überstand nach hinten: Bis 1,0 m ohne Kennzeichnung möglich. Über 1,0 m bis max. 1,5 m: deutlich kennzeichnen (bei Tag rote Fahne/tafel, bei Dämmerung/Nacht rote Leuchte + roter Rückstrahler). Mehr als 1,5 m: nur mit Ausnahmegenehmigung.
  • Vorne/seitlich: Ladung darf Sicht, Licht und Kennzeichen nicht verdecken. Wenn die hinteren Leuchten verdeckt sind: Zusatzleuchten am Ende der Ladung anbringen.
  • Abdecken: Schüttgut so sichern, dass nichts herabfällt/aufwirbelt (Plane/Netz, Bordwände ausreichend hoch).

4) Geschwindigkeit, Abstand, Bremsen

  • Tempo = langsamste Komponente: bbH, Anhängerfreigabe, Bremsart und Ladung bestimmen das maximale Tempo.
  • Abstand: Mindestens 3–4 Sekunden, bei Nässe/Beladung/Gefälle deutlich mehr. Hinterm Lkw nicht „festkleben“ – Spritzfahne mindert Sicht.
  • Bremsung: Vorher Gang wählen, Motorbremse nutzen; keine Vollbremsungen in Kurven (Schlinger‑/Kippgefahr).

5) Saubere Fahrbahn – deine Pflicht

  • Keine Verlustteile: Ladung so sichern, dass nichts fällt/rieselt. Festgestellte Verluste sofort aufsammeln.
  • Verschmutzung (Erde/Silage auf der Straße): Sofort beseitigen. Wenn das nicht sofort möglich ist: Absichern, warnen und Reinigung veranlassen.

6) Praxis‑Check vor jeder Fahrt

  • [ ] Ladungssicherung nach VDI 2700: Anzahl/Zustand der Gurte (STF/LC), Kanten-/Rutschschutz, Steckrungen/Bracken verriegelt.
  • [ ] Abmessungen innerhalb der zulässigen Grenzen; Überstände korrekt gekennzeichnet.
  • [ ] Beleuchtung am letzten Fahrzeug/Ladungsende frei und hell; Kennzeichen sichtbar.
  • [ ] Reifen/Druck passend zur Last; Lenk‑/Bremsprobe ok.
  • [ ] Route: Engstellen, Brückenbreiten/-höhen, Bahnübergänge und Ausweichstellen bekannt.

7) Häufige Fehler – so vermeidest du sie

  • Ballen ungesichert (nur „gelegt“) → Immer zurren (Kreuz-/Direktzurren), Kantenwinkel, Antirutschmatten nutzen.
  • Schüttgut nicht abgedeckt → Netz/Plane verwenden; Bordwände ausreichend hoch.
  • Leuchten verdeckt → Zusatzbeleuchtung ans Ladungsende; Reflektoren sauber halten.
  • Zu weit rechts auf Bankett → Kippgefahr; mit Abstand zur weichen Kante fahren.
  • Kolonnen bilden → Bei Gelegenheit sicher vorbeilassen (Hofeinfahrt, Haltebucht).

Prüfungskern (Merksatz)

„Ladung fällt nicht, verrutscht nicht, verdeckt nichts – Breite/Überstand korrekt gekennzeichnet, Beleuchtung sichtbar, Tempo vorsichtig. Saubere Fahrbahn, Rücksicht vor Geschwindigkeit.“

Praxis‑Drill „Ballen‑Zug durch Dorf & Kreisverkehr“ (3–4 Min.)
  1. Vor der Ortsdurchfahrt Tempo auf 25–30 km/h, Spiegelcheck, Kolonne hinter dir? → ggf. vorher vorbeilassen.
  2. Kreisverkehr: weit außen, Schritt‑ bis 20 km/h, gleichmäßig lenken, Ballen in den Spiegeln beobachten.
  3. Nach dem Ausfahren ruhig beschleunigen, Spiegel/Ladung kontrollieren, Netze/Gurte sitzen?
  4. Bei Seitenwindabschnitt Tempo weiter reduzieren (−10 km/h), Spur mittig halten.

Kleine Übungsfragen

  • Wie kennzeichnest du eine Ladung, die hinten mehr als 1,0 m übersteht?
  • Warum ist Seitenwind bei Ballentransporten so kritisch – wie reagierst du?
  • Nenne drei Maßnahmen, mit denen du Schüttgutverluste sicher verhinderst.
  • Welche Schritte unternimmst du, wenn Silagereste/Erde von deinem Zug auf die Fahrbahn gelangt sind?
  • Was bestimmt dein zulässiges Tempo beim LOF‑Transport – nenne mindestens zwei Faktoren.