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2.1.2 Druckluftbremse


1) Aufbau & Begriffe

  • Zweileiter‑System (Standard): Rot = Vorratsleitung (Versorgung), Gelb = Steuerleitung (Bremssignal). Alternativ: Duomatic (Kombi‑Kupplung).
  • Kompressor mit Lufttrockner/Wasserabscheider → trockene, saubere Druckluft.
  • Frostschutzpumpe: Noch weit verbreitet, Sommer/ Winterbetrieb einstellen, Frostschutzmittel regelmäßig prüfen
  • Mehrkreisschutzventil und Vorratsbehälter → getrennte Kreise, Ausfallsicherheit.
  • Fußbremsventil am Schlepper und Anhänger‑Bremsventil/Relaisventil im Anhänger.
  • Bremszylinder am Anhänger (Trommel/Scheibe), ggf. Federspeicher für Feststell-/Notbremse.
  • ALB (Automatische lastabhängige Bremskraftregelung) am Anhänger → passt Bremskraft an die Beladung an.
  • Altbestand: Einleiter (eine Leitung) kommt noch vor, aber ist technisch überholt. Nicht mit Zweileiter mischen.

2) Richtig kuppeln & in Betrieb nehmen

  1. Papiere/Kompatibilität: Traktor/Anhänger beide Zweileiter? Kupplungen/Schlauchlängen passend? Abreißsicherung vorhanden?
  2. Drucklos kuppeln: Schmutz von den Köpfen wischen. Leitungen spannungsfrei führen (keine Knicke/Scheuerstellen).
  3. Reihenfolge: Erst gelb (Steuer), dann rot (Vorrat) kuppeln. Rot ist nie allein! Bei Duomatic: sauber mittig einrasten lassen.
  4. Druck aufbauen: Warten, bis Betriebsdruck erreicht ist (Anzeige im grünen Bereich, Warnlampe aus).
  5. Dichtheit prüfen: Horchen, Sichtkontrolle; Pedal drücken und halten → Druck bleibt stabil, kein deutliches Nachpumpen.
  6. Leitungen sichern: So verlegen, dass auch bei Volleinschlag/Ein- und Ausfederung nichts spannt.

3) Fahrtechnik & Sicherheit

  • Bremsprobe vor Abfahrt: Standprobe am leichten Hang, anschließend Rollprobe bei 10–15 km/h → Zug bleibt spurtreu.
  • Gerade halten: Beim kräftigen Bremsen keine ruckartigen Lenkbewegungen; Abstand größer wählen.
  • Bergab: Früher kleiner Gang + Motor-/Getriebebremse; keine Dauer‑Schleichbremsung (Fading‑Gefahr).
  • ALB im Blick: Leer → geringere Bremskraft, beladen → höhere. Falsch eingestellte/defekte ALB = instabiles Bremsen.
  • ABS/EBS (falls vorhanden): Bei Vollbremsung Pedal halten und lenken; keine „Pumpbremsung“ mit ABS.

4) Typische Fehlerbilder & wie du reagierst

  • Druck baut nicht auf/zu langsam: Leck, Kompressor/Trockner Problem → anhalten, prüfen lassen.
  • Ständiges Zischen/Druckabfall: Undichtheiten an Kupplungen/Schläuchen → nicht weiterfahren, Dichtungen/Schläuche prüfen.
  • Schiefziehen beim Bremsen: Ungleiche Bremswirkung/ALB‑Problem → defensiv, Werkstatt.
  • Kondenswasser/Eis im System: Trockner warten; bei Anlagen mit Hand‑Ablass regelmäßig entleeren (Herstellerangaben).
  • Frostschutzpumpe: regelmäßig Anlagen mit Hand‑Ablass regelmäßig entleeren.
  • Abriss/Leitungsbruch (Notbremsfunktion): Fällt der Vorratsdruck aus, bremst der Anhänger automatisch (Zug bleibt möglichst gerade halten). Abreißsicherung korrekt befestigen!

5) Pflege & Wartung

  • Kupplungsköpfe/Dichtungen: Sauber halten, Dichtungen unbeschädigt; nur geeignete Pflegemittel nach Hersteller.
  • Schläuche/Leitungen: Auf Risse, Quetschungen, Scheuerstellen prüfen; Halterungen/Nippel fest.
  • Lufttrockner: Kartusche/Service nach Intervall; so verhinderst du Korrosion/Vereisung.
  • Druckanzeige/Warnsysteme: Funktion der Manometer/Warnlampen regelmäßig checken.

6) Bremsprobe mit Zweileiter‑Anlage (kurz & praxisnah)

  • Vorbereitung: Kuppeln (rot → gelb), Abreißsicherung, Leitungen frei verlegt.
  • Druck: Motor laufen lassen bis Betriebsdruck erreicht; Warnlampe aus.
  • Dichtheit: Bremse treten/halten → kein deutlicher Druckabfall, kein Zischen.
  • Standprobe: Leichtes Gefälle: Zug hält sicher.
  • Rollprobe 10–15 km/h: Kräftig bremsen → Zug bleibt spurtreu, kein Schlingern/Blockieren.

Prüfungskern (Merksatz)

„Ich kupple rot vor gelb, warte den Betriebsdruck ab, prüfe Dichtheit und mache eine Stand‑ und Rollprobe. Bergab nutze ich die Motorbremse – Vollbremsung: Pedal halten und lenken.“

Praxis‑Drill „Druckluft – Startklar in 3–5 Min.“
  1. Köpfe reinigen, rotgelb kuppeln (oder Duomatic sauber einrasten), Abreißsicherung an festem Punkt.
  2. Betriebsdruck abwarten, Warnlampe aus; Leitungen spannungsfrei prüfen.
  3. Standprobe + Rollprobe (10–15 km/h) durchführen.
  4. Sicht-/Horchkontrolle: keine Lecks, keine Scheuerstellen.
  • [ ] Rot/Gelb korrekt gekuppelt
  • [ ] Betriebsdruck i. O., Warnung aus
  • [ ] Dichtheit gegeben
  • [ ] Stand‑/Rollprobe ok
  • [ ] Leitungen frei verlegt

Sinnvolle Medien zum Einbau

  • Poster/Fotokarten: Schema Zweileiter (rot/gelb), ALB‑Wirkprinzip, Duomatic‑Kopf.
  • Kurzvideos (30–60 s): Kuppeln rot/gelb, Dichtheitscheck, Rollprobe.
  • Hof‑Demo: „Fehlerbild‑Parcours“: geknickter Schlauch vs. korrekt verlegt; ALB leer/beladen vergleichen.
  • Checkliste/QR: „Druckluft‑Startcheck“ (Fahrschule Eling) fürs Handschuhfach.

Kleine Übungsfragen

  • Welche Aufgabe haben rote und gelbe Leitung im Zweileiter‑System?
  • Warum wartest du vor der Abfahrt den Betriebsdruck ab – und wie erkennst du ihn?
  • Was macht die ALB und was passiert, wenn sie falsch eingestellt/defekt ist?
  • Nenne drei Anzeichen für Undichtheit an der Druckluftanlage.
  • Wie gehst du eine lange Bergabfahrt mit Zug an, um Fading zu vermeiden?

Hinweis: Rechtsgrundlagen u. a. StVZO § 41 (Bremsanlagen), technische Auslegung meist nach ECE‑R13. Details zu Einleiter/ALB‑Einstellung kommen in den folgenden 2.1.x‑Abschnitten.